Kinder- und Familienarmut

Arbeitshilfe für Mitarbeitende in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche

Zentrale Fakten zur Kinder- und Familienarmut in Baden-Württemberg:

Die erhöhte Wahrscheinlichkeit von einer dauerhaften Armutsbetroffenheit liegt vor allem bei Kindern und Jugendlichen,

  • die in einem Alleinerziehenden-Haushalt leben,
  • in einem Haushalt mit drei und mehr Kindern wohnen,
  • deren Eltern überwiegend arbeitslos sind,
  • die Eltern geringe berufliche Qualifikationen besitzen oder
  • wenn die Familie einen Flucht- und/oder Migrationshintergrund hat.

Folgen von Armut für die betroffenen Kinder und Jugendlichen und ihre Familien:

  • Familienarmut zwingt junge Menschen oft zu Hilfstätigkeiten als Zusatzeinkommen während der Ausbildungsphase und bedroht dadurch wiederum die Leistungsfähigkeit in der Ausbildung.
  • Kinder- und Familienarmut bedeutet auch verminderte gesundheitliche Versorgung und weniger Förderung und Unterstützung bei Kindern- und Jugendlichen im Zusammenhang mit Bildung. Daher sind die Schulabschlüsse von armen Kinder- und Jugendlichen oft niedriger trotz gleicher Leistungsmöglichkeit.
  • Das hohe Armutsrisiko setzt sich laut Statistik bei 18-25 jährigen fort, das sich insbesondere auch durch ein geringes Einkommen während der Ausbildungsphase ableitet.

Diakonie gegen Kinder- und Familienarmut

Die Diakonie Württemberg unterstützt mit ihren Einrichtungen und Diensten armutsgefährdete Kinder und Familien landesweit in vielerlei Ansätzen. Hilfe, Unterstützung und Prävention werden insbesondere geleistet von Diakonischen Bezirksstellen (Sozial-, Lebens- und Schwangerenberatung), niedrigschwelligen Familienzentren, Migrationsfachdiensten, Einrichtungen der Diakonischen Jugendhilfe und den Psychologischen Beratungsstellen wie auch von der Landesgeschäftsstelle.

Diakonie stärkt armutsgefährdete Kinder und Familien:

  • Familien-, Quartiers- und Kinder-/Jugendzentren: Frühe Hilfen, Familienbildungsangebote, Gruppenangebote, Offene Treffs, niedrigschwellige Begegnungs- und Unterstützungsangebote.
  • Empowerment für junge Menschen mit Ausgrenzungs- und Armutserfahrungen – ein Beispiel: Projekt „talk“ der BruderhausDiakonie Reutlingen

Diakonie fördert die Teilhabe von armutsbetroffenen Kindern und Familien:

Diakonie berät und unterstützt Kinder und Familien in akuten Notlagen:

  • Beratungsstellen (PDF)​​​​​​​ für existenzsichernde Hilfen/Sozialberatung, Schwangeren-,  Familien- und Elternberatung
  • Tafelläden, Vesperkirchen und Mittagstische
  • Fonds für die Überwindung von Krisen: Fonds "Diakonie gegen Armut", Notlagenfonds im Rahmen von Schwangerschaft und Geburt

Zentrale Forderungen zur Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut

1. Grundversorgung von Kindern und Jugendlichen sichern!

  • Durch Anpassung der Regelsätze an den Bedarf der Kinder- und Jugendliche bzw. Familien.
  • Radikale Vereinfachung des Sozialleistungssystems durch ein existenzsicherndes Kindergeld oder Kindergrundeinkommen.
  • Bündelung der Leistungen bei einer Antragsstelle und damit Vereinfachung der Antragstellung.
  • Trennung von Leistungen und Sanktionen in Bezug auf Arbeitsförderungen oder Integration.

2. Armut nicht vererben – soziale Ungleichheit abbauen!

  • Mit Bildung den Armutskreislauf durchbrechen, indem Gesundheit und Bildungschancen, durch niederschwellige Unterstützungs- und Förderangebote, gezielt gefördert werden.
  • Ausbau und Sicherstellung der notwendigen Angebote der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort. Dazu gehören auch ausreichend Betreuungsangebote in Kitas und Ganztagesschule, sowie Beratungsangebote.
  • Familienförderung für alle und damit Förderung aller Familienzentren als Ort der Begleitung und Unterstützung der Familien in vielfältiger Hinsicht.
  • Keine Beendigung der Hilfen zur Erziehung aufgrund des Alters, sondern Sicherstellung der Hilfen und Unterstützung nach Bedarf insbesondere auch für junge Volljährige bis zum 27. Lebensjahr.

3. Teilhabemöglichkeiten unabhängig von materiellen Bedingungen im Elternhaus realisieren!

  • Kommunale Förderung von Bildungs- und Freizeitangeboten vor Ort und die Sicherstellung der Partizipation aller Familien durch entsprechende Angebote oder Förderungen.
  • Sicherstellung dieser kommunalen Mittel und Möglichkeiten in Gebieten mit weniger Infrastruktur und im ländlichem Raum.